Unter einem Hörbuch versteht man die Aufzeichnung und Veröffentlichung gesprochener Inhalte – eine Lesung. Als Textvorlage eines Hörbuchs dient ein geschriebener Text, meist ein Roman.
Im Rahmen des 2. Semesters arbeitete ich zu Beginn an Texten aus Romanen bzw. Büchern der diversen Genre, wie z.B. Kinder- und Jugendliteratur, Krimi und Thriller, Sachtexte, Fantasy etc. und sprach diese als Ausschnitt eines Hörbuchs ein.
Dabei ist mir bewusst geworden, dass die Stimmlage, ob männlicher oder weiblicher Sprecher, sowie die Integration von Duktus und Emotionen von großer Wichtigkeit sind. Die Sprache ist das Verbindungsglied zwischen Inhalt, Lesen, Hören und Verstehen des Textes. Der Fokus beim Lesen von Hörbuchpassagen liegt mehr auf der Erzählstimme und weniger auf der wörtlichen Rede.
Als Facette des Hörbuchs konzentriert sich die Projektarbeit des 2. Semesters auf das Einsprechen von Hörspielen.
Ein Hörspiel ist die akustisch dramatische Inszenierung einer Geschichte mit verteilten Sprecherrollen - sozusagen als „Kino für die Ohren“. Bei einem Hörspiel wird die Atmosphäre sehr stark durch die verschiedenen Sprecher in ihren Sprechrollen bestimmt. Ebenso werden in einem Hörspiel Geräusche und Hintergrundmusik verwendet, um den Hörer in das Geschehen eintauchen zu lassen.
Das Sprechen der Hörspiele stellte mich vor schauspielerische Herausforderungen. Zunächst galt es, die eigene Rolle verbal und schauspielerisch zu erarbeiten. Dabei musste ich mich auch mit den anderen Rollen und Figuren sowie deren Handeln und Sichtweise befassen. Eine Interaktion zwischen mir und den anderen Sprechern fand statt – Teamarbeit! Ich lernte, authentisch auf die Partner zu reagieren. Es ist gar nicht so einfach, eine Atmosphäre rein stimmlich zu kreieren und ausschließlich über die Satzmelodie zu transportieren. Wie ich immer wieder feststellen konnte, beeinflussen Körperspannung, Atemmuster, Gestik und Mimik die Stimmfarbe enorm.
Beim Einsprechen der Rolle war der Einsatz des gesamten Körpers nötig, um in die Stimmung zu finden und die Rolle authentisch sprechen zu können.
Die hier von mir ausgewählten Hörspiele geben einen Einblick in meine persönliche Entwicklung und waren für mich besondere Erfahrungen. In viele verschiedene Rollen zu schlüpfen machte mir richtig Spaß!
Der junge Programmierer Caleb wird vom Konzernchef von BLUEBOOK, Nathan, ausgewählt, um in dessen Forschungen über künstliche Intelligenz (KI) mitzuarbeiten. Caleb soll die Androidin Ava einem einwöchigen Turing-Test unterziehen. Alan Turing hatte bereits 1950 die Idee des sogenannten Turing-Tests, bei dem es darum geht, inwieweit ein Mensch noch unterscheiden kann, ob sein Gegenüber ein Mensch oder eine Maschine ist.
In der aufgezeichneten Szene wird Caleb von Jan Max Gepperth und Ava von mir gesprochen. Sehr schnell wird dem Zuhörer klar, dass das Gegenüber von Caleb kein Mensch, sondern eine Maschine sein muss. Allerdings lernt Ava sehr schnell und nutzt das Gespräch zu ihrem Vorteil. Jan Max verleiht Caleb Gefühle und Lebendigkeit. Er wirkt verwirrt und ist fasziniert von Ava. Diese bleibt sehr nüchtern und dennoch sanft. Während Avas Stimme im Film sehr menschlich ist und ihre androide Natur durch das Bild vermittelt wird, musste ich dies im Hörspiel über meine Stimme vermitteln. Es war eine Herausforderung für mich, eine solch nüchterne, maschinelle Haltung einzunehmen und während der Aufnahme zu halten.
Quelle: Film „Ex_Machina“, 2015, Drehbuch und Regie Alex Garland, United Kingdom
Link zum Text: Ex_Machina
Die junge Illona Marek (gesprochen von Jenny Konhäuser), Tochter des Vampirjägers Stephan Marek, ist Gefangene im Schloss der Vampire Graf und Gräfin Fariac. Die Gräfin Fariac (gesprochen von mir) soll ihrem Mann die junge Frau zur Verwandlung bringen. Es ist einiges vorgefallen, von dem Illona nichts weiß. Die Gräfin hat große Freude daran, Illona zu verängstigen.
Beide Protagonisten befinden sich in einer deutlich emotionaleren Haltung als bspw. in „Ex_Machina“. In diesem Stück war die große Herausforderung für mich, eine beklemmende Atmosphäre zu vermitteln. In der Nachbearbeitung habe ich dazu die Stimme der Gräfin mit deutlichem Hall versehen, um sie souveräner klingen zu lassen. Bei Illonas Stimme habe ich hingegen weniger Hall verwendet, wodurch sie deutlich trockener und ängstlich klingt.
Quelle: Hörspiel CD „Schreie in der Horror-Gruft“ aus der Reihe „Geisterjäger John Sinclair“ von Oliver Döring nach dem Roman von Jason Dark. Erschienen bei Lübbe Audio, 2007
Link zum Text: Schreie in der Horror-Gruft
Diese Szene für drei Sprecher wurde extra für diesen Kurs von Pierre Enrico Busch, einem Kursteilnehmer, geschrieben. Im Grunde ist es eine Parodie auf die König Artus Sage: Ein Königreich befindet sich am Abgrund, ein Schwert soll aus einem Stein gezogen werden, der von einem Zauberer bewacht wird. Nur ein „wahrer König ist es würdig“, das Schwert zu ziehen und damit das Reich zu regieren. Allerdings gilt es, zuvor absurde Aufgaben zu erfüllen, währenddessen das Land im Chaos versinkt.
Der junge Recke wird gesprochen von Linus Uhrig. Er wendet sich hilfesuchend an den Zauberer, der von Max Pitschel gesprochen wird. Die mysteriöse Szene wird aber unterbrochen von der aufmüpfigen Auszubildenden des Zauberers, gesprochen von mir. Ab dieser Stelle wird die Ballade „Der Zauberlehrling“ von Johann Wolfgang von Goethe teilweise aufgegriffen und parodiert. Um den Stimmungsumschwung von mysteriös auf entlarvend deutlich zu machen, habe ich mit Eintreffen des Zauberlehrlings den Hall in der Nachvertonung auslaufen lassen. An dieser Aufnahme hatte ich große Spielfreude, wie man an meiner Stimme erkennen kann.
Quelle: Szene für den Kurs geschrieben von Pierre Enrico Busch, 2021
Link zum Text: Der neue Zauberlehrling